Eine Idee erobert die Welt
Über die unveräußerliche Würde des Menschen, Pythagoras von Samos, Platon und was die Oligarchen ausheckten, um aufzuhalten, was nicht aufzuhalten ist.
Lieber Opa,
ich möchte mich gerne rückversichern, dass ich deinen Text über Idee der Idee richtig verstanden habe. Ich möchte dir dazu gerne ein paar Fragen stellen.
Nur zu, lieber Miko!
Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist es die Fähigkeit, aus vielen Bildern, die sich unser Verstand von den Gegenständen gemacht hat, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, durch Vergleiche und weiterführende Gedanken zu diesen Bildern eine Vorstellung, ein Konzept von den Dingen zu bekommen, die wir betrachten hinsichtlich ihrer Ähnlichkeiten und hinsichtlich ihrer Unterschiede. Eine Idee, also die abstrakte Grundform von konkreten physischen Objekten.
Ja, genau so verstehe ich es auch. Ein Konzept ist dem lateinischen Ursprung nach etwas, das man empfängt, mit dem man - in Gedanken - schwanger geht (concipere), bis es “spruchreif” ist. Das, was dann “das Licht der Welt erblickt” ist etwas Neues. Eine neue Generation dessen, was vorher da war.
Und diese Fähigkeit, eine Idee zu entwickeln, wonach wir Dinge ganz neu ordnen und entwerfen können, also kreativ sein können, das ist es, was uns von allen anderen Lebewesen unterscheidet?
Genau. Das kann kein anderes Lebewesen.
Diese Art und Weise, auf das zu blicken, was in der Welt geschieht, haben die Pythagoreer in Athen ganz neu entwickelt? Was hat denn vorher das Weltbild der Menschen bestimmt?
Pythagoras war ein weiser Mann, der vor mehr als 2500 Jahren in Griechenland lebte. Er wurde auf der Insel Samos geboren und heisst daher Pythagoras von Samos. In der Zeit gab es große Reiche in Babylon und in Ägypten, die im gesamten Mittelmeerraum viel Macht ausübten. Ausgeübt haben die Macht einzelne Herrscher, bzw. ihre Familien (Dynastien), die sehr wohlhabend waren und diesen Wohlstand sowie die damit verbundene Fähigkeit, sich Soldaten, Waffen oder politische Gefolgschaft zu erkaufen als Ausdruck eines Rechts des Stärkeren betrachtet haben, sich das zu nehmen, was ihnen gefiel. Im Kern wurden einfache Menschen daher gezwungen, sich der Macht dieser Oligarchen (oligo = griechisch für wenig) zu unterwerfen. Im Kern war es eine auf finanzielle Stärke gegründete Hackordnung. Für die wenigen “Mächtigen” war es völlig selbstverständlich, dass sie besser waren und daher zu Recht herrschten. Sie sahen sich “gottgleich” im Sinne einer höchsten Macht. Ihr Volk behandelten sie wie Tiere in dem Sinne, dass sie taten, was sie für richtig hielten und Ideen wie die unveräußerliche Würde des Menschen überhaupt nicht kannten, oder nicht akzeptierten.
Das bedeutet, dass Pythagoras und seine Schüler sehr lästig und gefährlich wurden für diese großen Reiche, oder Opa? Was passierte damals?
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